Ich lehnte mich in meinem Sitz zurück und beobachtete das All durch das schmale Fenster des Shuttles. Millionen von Sternen funkelten in der unendlichen Dunkelheit, während das Raumschiff sich lautlos durch den Raum bewegte. Es war eine beruhigende und doch überwältigende Aussicht, die ich während meiner Zeit auf der Akademie der Schützenden Hand auf Alandor oft vermisst hatte. Vier lange Jahre waren vergangen, seit ich meine Heimat Pal Ketta verlassen hatte.

In der Spiegelung des Fensters sah ich mich selbst. Meine langen, violettfarbenen Haare fielen sanft über meine Schultern und glänzten im schwachen Licht des Raumschiffs. Meine schlanke, aber sportliche Statur spiegelte die harte Ausbildung wider, die ich durchlaufen hatte. Die edle Uniform der Akademie schmiegte sich perfekt an meinen Körper und verlieh mir ein Gefühl von Stolz und Disziplin. Mein Aussehen strahlte eine gewisse Stärke aus und ich konnte nicht anders, als einen Moment innezuhalten und darüber nachzudenken, wie sehr ich mich in den letzten Jahren verändert hatte.

„Kann ich dir etwas bringen, Lynda?“, fragte Mira, die mit aufmerksamen, braunen Augen neben mir stand. Strenggenommen war sie eine Sklavin, aber für mich war sie viel mehr als das. Mira war eine vertraute Freundin und unersetzliche Begleiterin geworden. „Nein, danke, Mira. Setz dich doch. Du hast auch eine Pause verdient“, meinte ich lächelnd und deutete auf den Sitz neben mir.

Mira zögerte kurz, bevor sie sich setzte. „Ich kann es kaum glauben, dass wir wirklich zurückkehren. Es fühlt sich an, wie ein Traum“, meinte sie. „Ja, das tut es“, seufzte ich leise und schaute wieder aus dem Fenster, „Ich habe so viele gemischte Gefühle. Einerseits freue ich mich, meinen Vater und Robin wiederzusehen. Andererseits habe ich Angst vor dem, was sich verändert haben könnte.“

„Dein Vater wird stolz auf dich sein. Und Robin … nun, er wird sich bestimmt freuen, seine kleine Schwester wiederzusehen.“ Mira lächelte aufmunternd. Ich nickte nachdenklich. Mein Vater, Martiin, war der Anführer des Pal Ketta Syndikats, ein mächtiger Mann. Ich wusste, dass meine Rückkehr eine bedeutende Rolle in der Zukunft des Syndikats spielen würde. Robin, mein älterer Bruder, hatte die letzten Jahre damit verbracht, sich einen Namen innerhalb des Syndikats zu machen. Doch es stand bislang nicht fest, ob er oder ich die irgendwann Führung übernehmen würden. Das hatte sich mein Vater offengehalten und gemeint, dass wir beide eine Chance erhalten würden. Dies war ebenfalls ein Grund, wieso ich nervös war.

„Ich frage mich, ob Robin sich verändert hat“, sagte ich leise. Mira lachte leise. „Er ist wahrscheinlich noch selbstbewusster geworden, aber ich bin sicher, dass er sich nicht komplett verändert hat. Er hat dich bestimmt vermisst.“ Ich lächelte bei dem Gedanken. „Ich hoffe es. Wir waren uns immer nahe, obwohl er älter ist. Es wird gut sein, ihn wiederzusehen.“

Das Shuttle flog ruhig weiter, und ich ließ meine Gedanken abschweifen. Ich erinnerte mich an meine Kindheit auf Pal Ketta, auch wenn die Natur des Planeten durch die dortige Industrie stark in Mitleidenschaft gezogen worden war, erinnerte ich mich an die schönen Momente, als ich mich als Jugendliche außer Haus geschlichen hatte, um mit den anderen Kindern draußen zu spielen. Mir kamen die strengen, aber liebevollen Worte meines Vaters und das warme Lachen meiner Mutter in den Sinn, als sie mich erwischten. Der Verlust meiner Mutter, als ich gerade mal fünfzehn Jahre alt war, hatte eine tiefe Wunde in meinem Herzen hinterlassen, die nie vollständig geheilt war. In dieser Zeit entwickelte sich eine besondere Beziehung zwischen meinem Vater und mir. Die Trauer und der gemeinsame Schmerz schweißten uns enger zusammen als je zuvor. Unser Verhältnis wurde inniger, vertrauter und intensiver, auf eine Weise, die für Außenstehende vielleicht vermutlich nicht verständlich war.

„Wir erreichen bald Pal Ketta“, meldete der Pilot über die Lautsprecher und riss mich aus meinen Gedanken. Ich nickte und atmete tief durch. „Ja, es ist Zeit. Zeit, nach Hause zu kommen“, dachte ich mir. Als das Shuttle schließlich in die Atmosphäre von Pal Ketta eintrat, fühlte ich einen Knoten in meinem Magen. Ich spürte die Aufregung und die Angst, die mit der Rückkehr verbunden waren. Die vertrauten Landschaften kamen in Sicht, die blassen Sümpfe und die Städte waren unter uns zu sehen.

Das Shuttle setzte sanft auf dem Landeplatz auf, und ich stand auf, um mich auf die bevorstehende Begegnung vorzubereiten. Die Türen öffneten sich, und die warme Luft von Pal Ketta strömte herein. Ich trat hinaus und erblickte meinen Vater Martiin und meinen Bruder Robin, die bereits auf mich warteten.

Martiins Gesicht war wie immer undurchdringlich, aber ich erkannte den Anflug von Stolz in seinen Augen. Robin lächelte breit und trat vor, um mich zu umarmen. „Willkommen zurück, kleine Schwester“, sagte er sanft. Ich erwiderte die Umarmung und spürte, wie ein Gefühl der Geborgenheit und des Friedens mich durchströmte. Ich war endlich wieder zu Hause. Als sich Robin aus der Umarmung löste, betrachtete er mich musternd und gestand: “Du siehst umwerfend aus. Dein tägliches Training an der Akademie hat dir sichtbar gutgetan. Alleine dein Knackarsch, meine Güte!” Bei seiner Bemerkung musste ich lachen und meinte: “Für irgendwas muss ja das harte Training gut sein.”

„Willkommen zu Hause, Lynda“, grüßte mein Vater, als er ebenfalls vortrat und mich umarmte. Ich spürte die vertraute Wärme seiner Umarmung und ich spürte, wie sich in mir ein warmes Gefühl breit machte. „Danke, Dad“, sagte ich und versuchte, die Nervosität zu verbergen, die in mir aufstieg. Als ich mich von ihm löste, zeigten seine Augen eine tiefe Zufriedenheit, die er selten zeigte. Seine Präsenz war immer beeindruckend und ich konnte nicht anders, als einen Moment innezuhalten und die Autorität zu bewundern, die er ausstrahlte.

„Es ist schön, dich wieder bei uns zu haben“, sagte er schließlich, „Wir haben viel zu besprechen.“ „Ich freue mich ebenfalls wieder hier zu sein“, antwortete ich und bemühte mich um einen festen Blick. Der Gedanke an die bevorstehenden Gespräche und Entscheidungen ließ mein Herz schneller schlagen. „Lass uns nach Hause gehen“, sagte Robin und legte einen Arm um meine Schultern, „Es gibt so viel, was ich dir zeigen will. Du wirst überrascht sein, wie sehr sich einige Dinge verändert haben.“ Gemeinsam verließen wir den Landeplatz und machten uns auf den Weg zu unserem Anwesen.