Die Unterrichtsstunden konnten manchmal schon echt langweilig sein. Die Akademie der Schützenden Hand war nicht für ihre spannenden Inhalte, sondern eher für ihren Leistungsdruck bekannt. Doch Leistungsdruck schloss langwierige Unterrichtsstunden nicht aus.

So saß ich auf meinem Platz in der Uniform der Schützenden Hand, die jeder Schüler trug und starrte auf die holografische Anzeige, auf welcher mehrere Markierungen zu sehen waren. “Das hier sind beispielhafte Stellungen”, erklärte ein Roboter mit mechanischer Stimme. “Ich zeig’ dir gleich beispielhafte Stellungen”, murmelte mein Sitznachbar, der scheinbar ebenso gelangweilt war, wie ich.

In den Unterrichtsräumen gab es keine feste Sitzordnung. Meistens saß ich bei meinen Freundinnen, doch heute waren diese entweder krank oder schwänzten gekonnt den Unterricht. Ich verfluchte mich innerlich nicht auch einfach blau gemacht zu haben, sondern mir das eintönige Geschwafel des Lernroboters anhören zu müssen.

Mein Blick schweifte von der Anzeige vorn ab, wanderte umher und verharrte schließlich auf meinem Sitznachbar. Ich kannte den Jungen nicht, zumindest nicht wirklich. Die meisten Studenten hatte ich mal gesehen, doch wirklich reden nur mit den wenigsten. Das lag daran, dass die meisten eher um die eigenen Noten bemüht waren, als neue Bekanntschaften zu machen.

Da ich nichts Besseres zu tun hatte, betrachtete ich den jungen Mann neben mir. Er trug dieselbe Uniform wie ich und ich musste gestehen, dass sie gut an ihm aussah. Sie betonte seine breiten Schultern. Er bemerkte meinen Blick, worauf hin ich mich abwandte, jedoch spürte ich, dass er nun mich betrachtete. In der Spiegelung meines Computers vor mir konnte ich erkennen, wie er erst mein Gesicht und dann mein dunkles nach hinten gebundenes Haar. Ein leichtes Unbehagen machte sich in mir breit, als ich bemerkte, wie sein Blick abwärts wanderte, kurz bei meinem Busen eine Pause einlegte und schließlich bei meinem Hintern verharrte.

“Bei dieser Stellung besteht eine erhöhte Gefahr feindlichen Beschusses”, hörte ich von vorn. Bei diesen Worten musste ich schmunzeln, denn mir fiel auf, dass er das Wort “Stellung” oder “Stellungen” viel zu häufig benutzte. Der Junge neben mir schien bemerkt zu haben, dass ich mich über die Aussage des Roboters amüsierte. Er beugte sich zu mir rüber und flüsterte in mein Ohr: “Sollen wir mal ein paar Stellungen ausprobieren?”